Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Bericht Mitgliederversammlung 2015: Simply the best

Bericht Mitgliederversammlung 2015: Simply the best

06.05.15

Hoher Besuch zum 40-jährigen Oikocredit Bestehen. Zur Förderkreis-Mitgliederversammlung am 25. April 2015 kamen die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Gründer der ägyptischen SEKEM-Initiative und der geschäftsführende Oikocredit-Direktor. Es ging um Flüchtlinge, Visionen und den Umgang mit künftigen Dividenden.

Gespräche auf dem Podium: Moderatorin Dagmar Eisenbach, David Woods, Dr. Ibrahim Abouleish und Bischöfin Rosemarie Wenner (v.l.)

David Woods, Oikocredit-Geschäftsführer, blickte erst einmal zurück: „1975 war Angela Merkel gerade einmal Anfang 20, vom Internet hatte noch keiner gehört und auch der Gedanke einmal mit Investitionen in Höhe von 2 Milliarden Euro 28 Millionen Menschen unterstützen zu können, war schlicht nicht vorstellbar.“ Doch genau das hat Oikocredit erreicht, vor allem auch mit Hilfe der deutschen AnlegerInnen, die mehr als 40 Prozent des weltweiten Gesamtkapitals angelegt haben, dankte der Gastredner aus der Oikocredit-Zentrale im niederländischen Amersfoort.

„Oikocredit muss bekannter werden“

Doch bei allem Lob und Dank zeigte David Woods auch mehrere kritische Punkte auf. „Oikocredit ist nicht so bekannt, wie es sein könnte.“ Sprich: viele sinnvolle Projekte können nicht unterstützt werden. Doch selbst wenn Oikocredit deutlich mehr Geld zur Verfügung hätte: „Wie schnell sollte die Genossenschaft wachsen“, fragte der Geschäftsführer. „Sind rund zehn Prozent wie bislang vernünftig oder wären auch größere Sprünge denkbar?“ Oder würde das zu „zu großen Risiken“ führen? Auch die Frage nach der fast schon als sicher geltenden Dividende von zwei Prozent stellte er. „Kann es sein, dass wir diese quasi einplanen und versuchen alle weitere Kosten dieser unterzuordnen – oder müssten nicht erst einmal die Projekte und die Gesamtarbeit von Oikocredit im Mittelpunkt stehen und dann am Ende errechnet werden, wie hoch die Dividende ausfällt?“ Offene Fragen, die innerhalb der Gesamtgenossenschaft immer wieder diskutiert und überprüft würden, so Woods. Zumindest zum letzten Punkt hat der Aufsichtsrat bereits entschieden, dass die Dividende künftig nicht weiter in die Kosten einberechnet, sondern aus dem Ertrag genommen wird.

Für die nächsten zehn Jahre hat sich Oikocredit viel vorgenommen. Bis zum 50. Geburtstag sollen 50 Millionen Menschen durch Oikocredit-Partner erreicht werden. Dazu formulierte David Woods seinen persönlichen Wunsch an Oikocredit: „Be simply the best – ich möchte einfach, dass wir die Besten sind: die bekannteste soziale Finanzorganisation in Europa, höchst respektiert von unseren Mitbewerbern, die erste Wahl unserer Partner, mit dem höchsten sozialen Gewinn, der Meinungsführer, auf den alle schauen, die erfolgreichste Organisation in allen möglichen Rankings, und das Unternehmen, in das alle investieren und für das alle arbeiten wollen. Ganz einfach, oder?“ (Hier können Sie das vollständige Statement von David Woods nachlesen.)

Auf die nächsten 40 Jahre Oikocredit!

Universität für ökologische Pharmazie und ethische Wirtschaft

Fast genauso alt wie Oikocredit ist der Oikocredit-Partner SEKEM, die Realität gewordene Vision aus Wüstenboden eine fruchtbare Oase zu machen (hier können Sie ein Video zur SEKEM ansehen). Vor 38 Jahren kehrte Dr. Ibrahim Abouleish nach vielen Jahren in Europa in sein Heimatland Ägypten zurück. Konfrontiert mit Armut, Bevölkerungsexplosion und Misswirtschaft erkannte er schnell, dass er nicht an bestehenden Strukturen anknüpfen konnte, sondern etwas ganz Neues schaffen musste. Rund 60 Kilometer nordöstlich von Kairo baute er in der Wüste einen Ort für heute mehr als 20.000 Menschen auf. Neben der Produktion von biologisch-dynamischen Lebensmitteln und Textilien stellt der Oikocredit-Partner SEKEM Medikamente her, betreibt diverse Kindergärten, Schulen und ein Krankenhaus, in dem ca. 40.000 Personen jährlich versorgt werden. In einer SEKEM eigenen Universität lernen derzeit etwa 600 Studierende Pharmazie (mit Schwerpunkt Phytopharmazie), Ingenieurwissenschaften (mit Fokus auf nachhaltige Energie und Wasserwirtschaft) sowie Wirtschaftswissenschaften (mit Vertiefung auf nachhaltiges und ethisches Wirtschaften). Darüber hinaus gibt es an der Universität das „Core Program“, welches künstlerische Fächer wie Musik, Theater, Sprachen und Kunst anbietet. „Wir hatten vier sehr schwere Jahre“, blickte Abouleish auf die Zeit nach der Revolution zurück. „Wir bekamen nicht mehr genügend Diesel für unsere Fahrzeuge, die Straßen waren nicht mehr sicher und unsere Farmen haben gelitten“. Doch die äußeren Probleme hätten die SEKEM-Mitarbeitenden zusammengeschweißt. „Wir haben viel gesungen und unseren Etat für Kultur deutlich erhöht. Unsere Mitarbeitenden sind nicht nach Hause gegangen, sie sind geblieben, um die Felder zu bewachen.“

Angesprochen auf die derzeit großen Flüchtlingsströme sagte der SEKEM-Gründer, der kurzfristig anstelle seines Sohnes Helmy Abouleish gekommen war: „Ich wünschte, in der Sahelzone gäbe es mehr Menschen mit Ideen und Visionen.“ Doch er schränkte selbst ein: „Wo die Menschen um das nackte Überleben kämpfen und Hunger leiden, hat es der Geist schwer.“

„Gib so viel du kannst“

Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, die seit vielen Jahren bei Oikocredit investiert, erinnerte in ihrem Kurzvortrag an John Wesley. Der Prediger und Begründer der Methodistenbewegung im 18. Jahrhundert leitete aus der Überzeugung – Geld ist zum Wohl der Menschen da – drei Grundsätze ab: „1. Erwirb so viel du kannst. 2. Spar so viel du kannst. Und 3. Gib so viel du kannst.“ „Denn im Himmel gibt es keinen Lohn für finanzielle Rücklagen, aber für das, was du auf Erden gegeben hast“, führte die Bischöfin speziell den dritten Punkt aus. Entsprechend sinnvoll seien Spenden und andere Unterstützungen; besonders nachhaltig wirke aber die „Hilfe zur Selbsthilfe“ – zum Beispiel auch mit Krediten, wie sie Oikocredit gewähre. Denn, so die Bischöfin weiter, bei Geldanlagen dürfe es nie nur um „maximalen Gewinn und Sicherheit“ gehen, sondern immer auch um die Frage: „Was geschieht mit dem Geld?“

Klingende Gläser und Kuchenhäppchen

40 Jahre Oikocredit – da wurde zurück und nach vorne geblickt, gelobt und hinterfragt und natürlich auch gefeiert. Mit einem extra Geburtstagskuchen, hergestellt ausschließlich aus fair gehandelten und von Oikocredit-Partnern produzierten Zutaten und angeschnitten von fünf Personen, die bereits seit etwa 35 (!) Jahren Mitglieder bei Oikocredit sind. Mit klingenden Gläsern und Kuchenhäppchen in der Hand konnten sich die rund 250 Teilnehmenden im Anschluss an die morgendliche Diskussion an Ständen informieren und ins Gespräch kommen – über die Arbeit von SEKEM genauso wie über die von Oikocredit finanzierte Zuckerkooperative Manduvira, den Weltladen und darüber wie Oikocredit künftig mehr jüngere Anleger und Anlegerinnen gewinnen könne. Viele Glückwünsche gaben die Förderkreis-Mitglieder Oikocredit mit - hier können Sie sie nachlesen.

Die Mitglieder interessierten sich u.a. sehr für die Arbeit des Oikocredit-Partners Manduvira.

 

Das Wichtigste aus der Geschäftssitzung

David Woods berichtete über die Oikocredit-Jahresergebnisse 2014 und betonte, dass Oikocredit mit ihrer Arbeit weiter einen Beitrag zu den UN-Entwicklungszielen leisten wird: „Damit unsere Welt ein Stück gerechter wird.“ Vorstand und Schatzmeister berichteten über die Arbeit des Förderkreises im vergangenen Jahr (die Berichte können Sie im Frühjahrsrundbrief nachlesen) und wurden von den 162 stimmberechtigten Mitgliedern anschließend einstimmig entlastet. Wiedergewählt wurden Gerlinde Maier-Lamparter und Reinhard Lenk als KassenprüferInnen, als Wirtschaftsprüfer wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft A & C GmbH aus Stuttgart berufen. Schatzmeister Helmut Götz stellte den Haushaltsplan 2015 vor. Mit den Ausgaben werden die notwendigen Maßnahmen finanziert, um die Förderkreis-Jahresziele zu erreichen: 325 neue Mitglieder, 10 Mio. Euro neues Treuhandkapital und 3.000 angesprochene Menschen über Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Versammlung stimmte dem Haushaltsplan mit einer Enthaltung zu. Mit einem angeregten Austausch – u.a. der Frage, ob die Oikocredit-Jahreshauptversammlung per live stream zu begleiten sei – endete die Mitgliederversammlung kurz vor 16 Uhr.

Die stellvertretende Vorsitzende Dagmar Eisenbach moderierte die Mitgliederversammlung am Nachmittag

Dokumentation

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Kontakt

Oikocredit Förderkreis Baden‑Württemberg e.V.
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