Annette Bohland - die neue Frau im Förderkreisvorstand
16 Jahre hat sie bei der GLS Bank gearbeitet und sich dann selbständig gemacht. Bei unserer letzten Mitgliederversammlung wurde sie in den ehrenamtlichen Förderkreisvorstand gewählt. Was sie mitbringt und was sie bewegt - dazu haben wir sie befragt.
Sie haben Sonderpädagogik, Grundschuldidaktik und Psychologie studiert, dann aber 16 Jahre als Bankerin gearbeitet. Wie kam es dazu?
Durch ein Praktikum bei der sozial-ökologischen GLS Bank. Da habe ich erst verstanden, was man alles mit Geld bewirken kann. Jemand will zum Beispiel einen Bioladen eröffnen, hat aber kein Geld, die Bank gibt es und so wird aus einer Idee ein Laden mit Kundschaft. Oder damals die EWS Schönau, da war eine Gemeinde, die wollten ihr eigenes Stromnetz kaufen, um dann auch eigenen Strom zu erzeugen und ihn vertreiben, weg von Kohle und Atomkraft. Und die haben Geld gebraucht, die GLS Bank hat geholfen, die nötigen Gelder bereitzustellen. Heute ist die EWS einer der vier großen Ökostromanbieter bundesweit.
Und aus dem Praktikum wurde eine feste Stelle bei der Bank?
Ja, ich war fertig mit dem Studium und fasziniert wie professionell die GLS Bank nicht nur mit Geld, sondern auch im inneren Umgang war. Es war die Zeit, als die Ökobank hinzukam. Menschen zusammen bringen, das Beste von beidem übernehmen, Leitbilder entwickeln – das waren spannende Aufgaben. Und zudem hatte ich die Chance, mich berufsbegleitend als Bankbetriebswirtin zu qualifizieren.
Sie haben zu der Zeit das Marketing aufgebaut, wurden später Regionalleiterin und Prokuristin, außerdem haben Sie die GLS Filiale in Freiburg geleitet.
Die Bank ist enorm gewachsen. Als ich 1999 dort angefangen habe, waren wir 70 Mitarbeiter. Als ich vor einem Jahr aufhörte 550. Das ist eine unglaubliche Leistung, wie flexibel und wendig die Bank mit all dem enormen Wachstum umgegangen ist.
Jetzt sind Sie aber nicht mehr bei der Bank.
Ich baue gern Sachen auf und wenn sie laufen, zieht es mich weiter. Seit einem Jahr bin ich selbständig, arbeite als Coach und Organisationsentwicklerin. Ich berate nachhaltige Unternehmen, soziale Organisationen und Banken, wenn es zum Beispiel um eine Neuausrichtung geht, einen Generationenwechsel, starkes Wachstum, Fusionen... Das waren auch immer Themen bei der GLS Bank, jetzt aber kann ich es nicht nur für ein Unternehmen machen, sondern für viele.
Seit Ende April sind Sie Vorstandsmitglied im Oikocredit-Förderkreis. Warum engagieren Sie sich gerade dort?
Als ich mich vor einem Jahr selbständig gemacht und bei der Bank aufgehört habe, fragte ich mich: Wo kann ich mich ehrenamtlich engagieren? Oikocredit kenne ich seit langem als Anlegerin und auch beruflich gab es Kontakte. Zudem gibt es viele Parallelen zu meiner früheren Arbeit bei der GLS Bank: das starke Wachstum, das Erschließen neuer Kundenkreise, die nachhaltige Geldanlage… Ich glaube, hier kann ich mich gut einbringen.
Annette Bohland ist 43 Jahre alt und lebt in Freiburg.
Die Fragen stellte Philipp Pfäfflin.